Sonntag, März 18, 2007

Das DIW, Frau Prof. Kemfert und die Kosten des Klimawandels

Im Wochenbericht 11/2007 wurde vom DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) durch Frau Prof. Claudia Kemfert die sehr beeindruckende Zahl von EUR 800.000.000.000 als Deutschlands Kosten für den Klimawandel von 2007 bis 2050 veröffentlicht.
Bis zum Jahr 2100 sollen diese Kosten sogar EUR 3.000.000.000.000 betragen.

Die Medien schreiben diese Zahlen ungefiltert ab, stellen Weltuntergangsszenarien dar und beschwören die Klimakatastrophe. Leider habe ich noch keinen einzigen Bericht gesehen, der diese Monsterzahlen auf Ihren Realwert reduziert.
Mal ganz davon abgesehen, dass die Wirtschaftsinstitute nicht mal ernsthaft in der Lage sind, die Konjunktur- und Steuerdaten für das nächste Jahr richtig zu bestimmen, sollte doch jeder Betrachter solcher „Studien“ sich fragen, was diese Zahlen eigentlich sollen.
Leider werden die Datenbanken dieser Studie bisher nicht veröffentlicht, sodass es nicht möglich ist, die Annahmen, die diesen Zahlen zu Grunde liegen zu prüfen.

Wenn wissenschaftliche Forschung heutzutage so aussieht, dass man mit finanzmathematischen Formeln dieses Schindluder bei einem der wichtigsten Themen der Menschheit betreibt, dann fragt man sich, wie seriös diese Art von Forschung ist und welchem Zweck Sie dienen soll.

Ein Beispiel soll das aufzeigen:
Sie wollen heute eine Lebensversicherung abschließen. Diese soll in 20 Jahren einen Auszahlungswert von EUR 100.000 haben. Bei einem Zins von nur 2% müssen Sie heute EUR 67.300 anlegen, um diesen Betrag zu erhalten. Bei 4% Zins sind das nur noch EUR 45.639. Bei 40 Jahren Anlagedauer und 2% sind es EUR 45.289 und bei 4% EUR 20.829.

Wenn Frau Kemfert einen Zukunftswert benennt, muss Sie auch einen Inflationsausgleich in diese Zahlen eingerechnet haben. Da die Datenbasis unbekannt ist, und die Reporter nicht nachfragen, welcher Barwert auf Jahresbasis des Jahres 2007 diesen Monsterzahlen zugrunde liegt, werden die Menschen verrückt gemacht und eher das Gegenteil erreicht, was vielleicht mit guten Absichten gedacht war.
Wissenschaftlich gesehen, wollte das DIW vielleicht einfach die externen Kosten für Energie darstellen?

Ich versuche an dieser Stelle etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Rechnen Sie mit! Die Formel für den Kapitalbarwert lautet:
Kapital o(Anfang) = Kapital n(Ende) : (1 + p(Zins)/100) hoch n(Jahre)
Da wir nach Kapital o (also dem heutigen Barwert) suchen ergibt sich bei der Lebensversicherung folgende Formel:
K o = 100.000 : (1 + 2/100) hoch 40 = K o = 100.000 : 1,0240 = (EUR) 45.289

Bezogen auf die Zahl des DIW von EUR 800.000.000.000 ergibt sich bei 44 Jahren ein Barwert bei 2% Inflationsrate von 334,72 Mrd. bei 3% von 217,90 Mrd. und bei 4% von 142,44 Mrd.
Wenn wir davon ausgehen, dass wir in den nächsten 44 Jahren nur eine Inflationsrate von 2% (3%) p.a. haben sollten, wären die Klimakosten per heute mit 334,72 (217,90) Mrd. anzusetzen.

So lag die durchschnittliche Inflationsrate seit Einführung des Euro im Euro-Raum bei praktisch 2 % – und damit sogar unterhalb des Durchschnitts der deutschen Inflationsrate in den Jahren 1990 bis 1998 (2 ¼ %) (www.bundesbank.de).

Das DIW vermischt die Kosten für Landwirtschaft, Tourismus, Industrie, Versicherungsschäden, Stürme, Dürren, Hochwasser, Ausgaben für Investitionen und Modernisierungen einfach in einem Topf, um letztlich nichts zu beweisen, außer dass man bei langen Betrachtungszeiträumen richtig große pressewirksame Zahlen ausrechnen kann.

Das DIW reduziert den Klimawandel auf eine primitive ökonomische Geld-Kostengröße. Oder soll behauptet werden, dass die Auswirkungen auf Flora und Faune, das Ausbreitungen von Krankheiten, Flüchtlingsströme, Veränderungen von Warenströmen, Lieferstopps von Öl, Gas, Kohle, Uran etc. in der Zukunft auch nur ansatzweise so berechenbar sind, dass eine ökonomische Abschätzung der Folgen möglich ist?
Annehmen kann man ja alles. Taschenrechner her, Formelansätze verändern, passt. Je größer die Zahl, umso größer die Pressewirkung.

Nun müssen wir die 334,72 (217,90) Mrd. ja nicht sofort ausgeben, sondern nehmen uns das Jahr 2007 mit dem heutigen Barwert vor. Demnach wären die Kosten für das Jahr 2007 bei 7,61 (4,95) Mrd. Rechnen wir nun den Betrag auf die 82.000.000 Bürgerinnen und Bürger dieses Landes um, ergibt sich ein Kosten-Barwert von EUR 93 (60) pro Kopf.

Genau, Sie staunen? Jeder Bürger dieses Landes hat heute all inclusiv nach der vorgestellten Monsterzahl des DIW bei 2% Inflationsrate nur 93 EUR Kosten für den Klimawandel zu tragen.
Als erster Einwand der Wissenschaftselite wird natürlich kommen, dass ich nicht einfach den Barwert auf das Jahr 2007 rechnen darf, da das Geld für die Kosten ja nicht auf einem Konto liegt und sich verzinst. Wenn ich aber auf das Sparvermögen der Inländer dieses Landes schaue, sehe ich sehr wohl ausreichende bereits heute existierende Geldmittel, um die Kosten des Klimawandels zu meistern.
Allein 2005 wurden in Deutschland € 159 Mrd. gespart. (http://www.bvr.de/public.nsf/index.html?ReadForm)

Das bedeutet, dass die Kosten des Klimawandels nicht einmal 5% des jährlich hinzukommenden Sparvermögens aller Bürger dieses Landes ausmachen. Bei dieser Betrachtung sind die Industrie sowie die Effizienzeffekte durch einen modernisierten Kraftwerkspark und bessere Gebäudedämmung, Autos, Haushaltgeräte und besseren Umgang mit Energie außer Acht gelassen. Das Wichtigste ist aber, die konsequente und massenhafte Umstellung des Energieparks auf erneuerbare Energien aktiv und ab sofort durchzuführen. Der Hebel für den Klimaschutz in Deutschland ist durch diese Maßnahmen noch um ein Vielfaches größer. Nachhaltige Marktwirtschaft wird so möglich.

Was hindert die Politik, die Industrie und die Menschen eigentlich daran, die angebliche Reduzierung des Bruttoinlandsproduktes von 0,5% p.a. in Investitionen zu lenken und so das BIP zu erhöhen. Das DIW geht auch sehr oberflächlich mit dem Kostenbegriff um, da suggeriert wird, dass Ausgaben für den Klimaschutz einen dämpfenden BIP-Effekt haben, was so natürlich nicht korrekt ist.
Drehen wir den Hebel um und sagen uns heute – im Jahr 2007: 93 EUR sind die angeblichen Kosten. 93 EUR pro Kopf und Jahr in Deutschland ist nicht zu viel Geld, um den Klimawandel zu begrenzen.
Bei der Investition dieses Betrages muss niemand auf irgendetwas verzichten. Keiner muss sich schuldig fühlen, dass er lebt und ein CO2-Verursacher ist. Hören wir endlich auf zu jammern, was alles kostet und wie teuer alles angeblich ist!

8 EUR pro Monat pro Person für den Klimaschutz ab sofort.
Fangen wir an – Energiewandel heute – Bürgerprojekt Photovoltaik – Bürgerstrom!
Sonnige Grüße
Dietmar Helmer